zur Erinnerung
Vietnamkrieg 1964 - 1975 Der "amerikanische Krieg" Die Folgen des zweiten Vietnamkriegs (1964-1975), der Millionen von Toten kostete, sind noch immer spürbar: Viele Landstriche sind vermint, und das von den Amerikanern eingesetzte Entlaubungsmittel Agent Orange hat das Erbgut der Menschen über Generationen hinweg geschädigt.

Peter Jaeggi

24.04.2015, 01:22 Uhr

Der zweite Vietnamkrieg, von den USA als kurze Intervention geplant, nahm rasch gigantische Dimensionen an: Die Amerikaner stationierten immer mehr Truppen im südostasiatischen Land - 1968 waren es 500.000 US-Soldaten.
(Bild: Tay Ninh, 1965). (Bild: HORST FAAS)

Die Folgen des zweiten Vietnamkriegs (1964-1975), der Millionen von Toten kostete, sind noch immer spürbar: Viele Landstriche sind vermint, und das von den Amerikanern eingesetzte Entlaubungsmittel Agent Orange hat das Erbgut der Menschen über Generationen hinweg geschädigt.

Der "amerikanische Krieg", wie er in Vietnam heisst, beginnt wenige Jahre, nachdem die Vietnamesen 1954 in der Schlacht von Dien Bien Phu die französischen Kolonialherren im 1. Vietnamkrieg endgültig vertrieben hatten. Damals wurde das Land an der Genfer Indochina-Konferenz bis zu den dort vereinbarten freien Wahlen in einen "kommunistischen" Norden und einen "kapitalistischen" Süden geteilt.

Das Volk sollte entscheiden, welches politische System es am Ende will. Die USA verhinderten aber die Wahlen, weil ein Sieg des nordvietnamesischen Führers und Volkshelden Ho Chi Minh unausweichlich war.

Da Washington ein weiteres Vordringen der Kommunisten nicht zulassen wollte, unterstützte es in den folgenden Jahrzehnten die schwachen und korrupten Regierungen Südvietnams mit Geld, Beratern, Waffen und später mit Truppen.

Fallschirmspringer der 173. Airborne Brigade im südvietnamesischen Ben Cat. Der Vietnamkrieg endete am 30. April 1975 mit dem Fall von Saigon (heute: Ho Chi Minh City).
(Bild: HENRI HUET)

Die vietnamesischen Kommunisten respektive die Nationale Front für die Befreiung Südvietnams (Vietkong genannt) führte ab 1957 einen Guerillakrieg gegen die Regierung im Süden und dann auch gegen amerikanische Militäreinrichtungen.

Folgenschwere Chemie-Einsätze

Die USA begannen den Krieg 1961 mit dem Versprühen des Entlaubungsmittels Agent Orange über Wäldern und Feldern Südvietnams. Den Guerillakämpfern sollte so die Deckung in den Wäldern genommen werden, zudem sollte das Gift ihre Nahrungsgrundlagen zerstören. Insgesamt wurden 72 Millionen Liter giftige Entlaubungs- und Unkrautvernichtungsmittel versprüht.

Die USA stationierten immer mehr eigene Truppen im südostasiatischen Land. 1968 waren es 500.000 US-Soldaten. In Nordvietnam bombardierten die USA u.a. die Städte Hanoi und Haiphong. Im Süden gingen sie mit massiven Hubschraubereinsätzen sowie mit grossflächigen Napalm-Bombardierungen gegen die Vietkong vor.

Offiziell fing der 2. Vietnamkrieg 1964 mit der Lüge an, Nordvietnam habe in internationalen Gewässern in der Bucht von Tonkin US-Kreuzer beschossen. Danach fielen die ersten amerikanischen Bomben auf Nordvietnam.

13 Millionen Tonnen Bomben

In diesem Krieg starben drei Millionen Vietnamesinnen und Vietnamesen. Es gab 300.000 Vermisste und mehrere Hunderttausend Opfer in Kambodscha und Laos. Auf amerikanischer Seite verloren 58.000 Soldaten ihr Leben.

2,2 Millionen Hektaren Wald und ein Fünftel der landwirtschaftlichen Fluren wurden zerstört, zum Teil für Jahrhunderte. Elf Millionen Menschen flüchteten, 13 Millionen Tonnen Bomben fielen auf Vietnam. Seit Kriegsende sind etwa 100.000 Menschen von explodierenden Blindgängern verletzt oder getötet worden.


tageswoche 24.04.2015


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